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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 31

1854 - Münster : Aschendorff
31 41. Der dankbare Wilde. Ein katholischer Geistlicher, der sich unter die wilden Jn- dianer in Amerika begeben hatte, erlebte dort folgende Ge- schichte, die er selbst also erzählt. „Ich kehrte einst an einem Abende mit meinen Hausgenossen vom Felde zurück. Da hörten wir in dem Walde einen kläglichen Ton; wir gingen ihm nach, und fanden unter einem Baume einen alten Wilden, der ganz entkräftet war, und auf sein Ende zu warten schien. Anfangs wollte er nicht mit uns reden. „Ach," sagte er endlich, „heute früh, als der Himmel roth wurde, machte ich mich auf, um in meine Heimath zu gehen. Nun habe ich mich verirrt; es wird dunkel, ich bin ermattet und muß hier liegen bleiben. Hier werden giftige Schlangen, oder wilde Thiere, oder meine Feinde meinem Leben ein Ende machen." Da hieß ich ihn mit mir gehen. „Aber du kennst mich ja nicht," sagte er. „Ich brauche dich nicht zu kennen, komm' nur mit." So führten wir ihn in meine Hütte. Nachdem er Speise und Trank zu sich genommen hatte, bereitete ich ihm, ein Lager dicht an mei- nem Bette, so daß wir nur eine leinene Wand zwischen uns hatten. Wir legten uns nieder. Mitten in der Nacht erweckte mich ein Geräusch, als ob der Wilde von seinem Lager aus- stände. Ich erschrak und horchte. Wie sehr that ich ihm Un- recht! Er knieete nieder und betete ungefähr mit folgenden Worten: „O Gott! ich danke dir, daß mich keine Schlange gebissen, daß mich kein wildes Thier angefallen hat, daß mir meine Feinde nicht begegnet sind. Ich danke dir, daß dieser gute Fremdling gekommen ist, und mich in seine Hütte geführt hat. O Gott! wenn dieser Fremdling oder die Seinigen reisen, so gib ihnen auch die Sonne auf ihren Weg, beschütze sie auf ihrem Wege vor Schlangen, wilden Thieren und vor ihren Feinden; wenn einer von ihnen verirrt und ermattet liegen bleibt, so laß einen guten Mann kommen, der ihn in seine Hütte aufnimmt." 42. Bcr schwere Sack voll Erde. Ein reicher Mann hatte einer dürftigen Wittwe einen kleinen Acker, von dessen Ertrag sie nur kümmer- lich lebte, durch einen ungerechten Process abgewon-

2. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 3

1854 - Münster : Aschendorff
3 Sei angebetet, Herr der Welt! Gelobt von allen Zungen! Von Jedem, den dein Arm erhält. Sei dir, Herr, Lob gesungen! Der Greis und Jüngling preise dich, lind Jeder freue dankbar sich Des neuen frohen Tages. So eilt der Tag gesegnet hin. Ich kann ihn froh beschließen: Weiß, daß ich Gott gefällig bin. Und hab' ein gut Gewissen. Dann schließ ich sanft die Augen zu. Du, Gotl, schenkst meinem Leibe Ruh' Und meiner Seele Frieden. Zur Arbeit gib mir, Vater, Kraft Und Lust zu jeder Tugend. Wohl dem, der Gutes denkt und schafft. Dich kennt schon in der Jugend! Ja, deiner soll mein Herz sich freun. Nicht dieser Tag verloren sein. Verloren keine Stunde. 5. Gott grüßt Manchen, der ihm nicht dankt. „Gott grüßt Manchen, der ihm nicht dankt." Zum Bei- spiel, wenn dich früh die Sonne zu einem neuen kräftigen Le- den weckt, so bietet er dir: Guten Morgen. Wenn sich Abends dein Auge zum erquicklichen Schlummer schließet: Gute Nacht. Wenn du mit gesundem Appetit dich zur Mahlzeit setzest, sagt er: Wohl bekomm's. Wenn du eine Gefahr noch zur rechten Zeit entdeckst, so sagt er: Nimm dich in Acht, junges Kind, oder altes Kind, und kehre lieber wieder um. Wenn du am schönen Maitag im Blüthenduft und Lerchengesang draußen gehst, und es ist dir wohl, so sagt er: Sei willkommen in mei- nem Schloßgarten. Oder du denkst an nichts, und es wird dir auf einmal wunderlich im Herzen, und naß in den Augen, und denkst, ich will doch anders werden, als ich bin, so sagt er: Merkst du, wer bei dir ist? Oder du gehst an einem offe- nen Grabe vorbei, und es schauert dich, so erinnert er: Du bist Staub und Asche; indeß: Gelobt sei Jesus Christus! Also grüßt Gott Manchen, der ihm nicht antwortet und dankt. K. Gute Meinuug am Morgen. Was ich thu' und was ich leide, Soll dir, Herr, geweihet sein. Jedes Weh und jede Freude, Jede Lust und jede Pein; Ob der Himmel hell, ob trübe. Alles dir zu Ehr' und Liebe! Drücket mich der Arbeit Schwere, Siechen meine Kräfte hin. Alles dir zu Lieb' und Ehre! Sprech' ich mit ergeb'nem Sinn: Wirken ist mein Loos auf Erden, Oben soll der Lohn mir werden. 1 *

3. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 4

1854 - Münster : Aschendorff
4 Oeffnest du die milden Hände, Reichst du deine Gaben mir. Dank' ich dir für deine Spende, Fleh' ich innig: Ehr' sei dir! Blickst du huldvoll auf mich nieder. Blick' ich dankbar zu dir wieder! Muß ein schwereskreuz ich tragen, Wohl, dein Wille soll gescheh'n! Mit dir will ich ohne Klagen Auf dem rauhen Kreuzweg geh'n: Weil dich drückt' des Kreuzes Schwere, Trag' ich's, dir zu Lieb'und Ehre! Alle meine Tageswerke Sollen dir geweihet sein; Gib mir Muth und gib mir Stärke, Schenke meiner That Gedeih'n, Mich erfrisch' dein Himmelssegen, Wie die Saat der Sommerregen! Alles meinem Gott zu Liebe, Alles meinem Gott zu Ehr', Sei es helle, sei eö trübe, Fall' es leicht mir oder schwer! Ehr' sei ihm zu allen Zeiten! Ehre ihm in Ewigkeiten! T. Das Kind an seinen Schutzengel. Du willst mich glücklich sehen! Wie gut bist du gesinnt! Du kommst aus Himmelshohen, Und dienst dem Menschenkind! Ich bin noch jung an Jahren, Ich bin noch schwach und klein. Beschütz' mich vor Gefahren, Laß mich dein Liebling sein! Weich' nicht von meiner Seite, Sei bei mir Tag und Nacht, Daß ich nicht fall' und gleite. Gib immer auf mich Acht! Dich will ich innig lieben. Mein Engel gut und treu! Dich will ich nie betrüben! Ich folg', wohin es sei. Führ' mich auf dieser Erden, O sprich, ich folge gleich! Ein Engel laß mich werden Im schönen Himmelreich! 8. Zzrr8 3l®!3» €S®44es Asjeaies ist «leaa Alpen. In einigen Alpenbezirken von Piemont und Savoyen, in denen die Bewohner zerstreut als Hirten wohnen, herrscht eine schöne, fromme Sitte, welche den Hirten in ihrer Einsamkeit einigen Ersatz für das gesellige Le- den verschalst. Wenn die Sonne das Thal verlassen hat, und ihre letzten Strahlen noch schwach die schneeigen Gipfel der Berge vergolden, nimmt der Hirt, dessen Hütte auf dem höchsten Punkte liegt, sein Alpenhorn und ruft wie durch ein Sprachrohr: „Lobet den Herrn!8 * * * * * 14 Alle benachbarten Hirten, an der Thür ihrer Hütte ste- hend, wiederholen der Reihe nach den Schall, so wie sie ihn vernehmen, und so ertönt eine Viertelstunde lang

4. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 5

1854 - Münster : Aschendorff
5 von Fels zu Fels, von Tiefe zu Tiefe sich in immer weitere Ferne verlierend das Echo: „Lobet den Herrn!“ Eine feierliche Stille folgt den letzten Tönen des Horns, und dann fallen alle Hirten mit entblösstem Haupt und frommer Andacht auf die Kniee nieder. Und wenn end- lich Finsterniss die Berge umhüllt, so erschallt das Horn von Neuem mit einem traulichen „gute Nacht!“ und in Frieden ziehen sich nun die Hirten in ihre einsamen Woh- nungen zurück, um auszuruhen von den Mühen des Tages. 9. Ave Maria. Die Nacht entflieht. Der Morgen glüht Und malet purpurn Berg und Thal: Da sei gegrüßt viel tausendmal, O Mutter unsers Herrn, Du schönster Morgenstern! — Das Glöcklein geht. Auf zum Gebet! Ave Maria! Des Mittags Glanz Erfüllet ganz Die schöne Erde weit umher: Da sei gegrüßet immer mehr, O Mutter Gottes, rein. Wie nie der Sonne Schein! - Das Glöcklern geht. Auf zum Gebet! Ave Maria! Der Abend sinkt. Ein Sternlein blinkt. Dann zahllos viele allzumal: So sei gegrüßet ohne Zahl, O Mutter, die da wacht Für uns in dunkler Nacht! — Das Glöcklein geht. Auf zum Gebet! Ave Maria! 19. Abendgebet. Müde Lin ick, geh' zur Ruh', Schließe beide Aeuglein zu: Vater! laß die Augen dein Ueber meinem Bette sein. Hab' ich Unrecht heut gethan. Sieh es, lieber Gott! nicht an. Deine Gnad' und Jesu Blut Macht sa allen Schaden gut. Kranken Herzen Nasse Augen schkie Laß den Mond an Und die stille Wel Vater! Hab' mit mir Geduld, Und vergib mir meine Schuld, Wie ich Allen auch verzeih'. Daß ich ganz in Liebe sei. Alle, die mir sind verwandt, Gott! laß ruh'n in deiner Hand. Alle Menschen, groß und klein. Sollen dir empfohlen sein, sende Nuh', !e zu; Himmel steh'n, beseh'n!

5. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 34

1854 - Münster : Aschendorff
34 zwei letzten Groschen aber, die ich verschenke, ernähre ich aus brüderlicher Liebe meine beiden armen und kränklichen Schwe- stern. Der König war sehr vergnügt über den braven, edlen Landmann, der mit aller Anspruchlosigkeit und heiterer Laune von der Verwendung seines Lohnes gesprochen hatte, und be- zeigte ihm seine herzliche Zufriedenheit. Nach einigen Tagen wurde ihm dann bekannt gemacht, daß der König durch ein kleines Zahrgeld ihm bcistehen wollte, seine sonderbaren Schulden zu vergringern und sein Kapital für Zeit und Ewigkeit zu vermeh- ren. Da erst erfuhr der gute Mann, wer mit ihm geredet hatte. 46 Schäme dich deiner Eltern nicht. In dem Negimente des berühmten, von Friedrich dem Großen hoch geehrten Generals von Ziethen stand auch ein Rittmeister, mit Namen Kurzhagen. Er war klug, tapfer und statte ein kindliches Gemüth. Seine Eltern waren arme Land- leute im Mecklenburgischen. Mit dem Verdienstorden auf der Brust rückte er nach Beendigung des siebenjährigen Krieges in Parchim ein. Die Eltern waren von ihrem Dörfchen nach der Stadt gekommen, um ihren Sohn nach Jahren wieder zu sehen, und erwarteten ihn auf dem Markte. Wie er sie erkannte, sprang er rasch vom Pferde und umarmte sie unter Freudenthränen. Bald darauf mußten sie zu ihm ziehen und aßen allezeit mit an seinem Tische, auch wenn er vornehme Gäste statte. Einst spottete ein Offizier darüber, daß Bauern bei einem Rittmeister zu Tische säßen. „Wie sollte ich nicht die ersten Wohlthäter meines Lebens dankbar achten?" war seine Ant- wort. „Ehe ich des Königs Rittmeister wurde, war ich schon viele Jahre ihr Kind." Der brave General von Ziethen störte von diesem Vorfalle, und bat sich selbst nach einiger Zeit mit mehreren Vornehmen bei dem Rittmeister zu Gaste. Die Eltern des Letztern wünsch- ten diesesmal selbst, nicht am Tische zu erscheinen, weil sie sich verlegen fühlen würden. Als man sich setzen wollte, fragte der General: „Aber Kurzhagen, wo sind Ihre Eltern? Ich denke, sie essen mit Ihnen an einem Tische." Der Rittmeister läcbelte und wußte nicht sogleich zu antworten.

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 7

1854 - Münster : Aschendorff
7 unerlaubte Weise sich seinen Unterhalt verschaffe, und forder- ten ihn deswegen vor Gericht. Kleanthes erschien. Die Rich- ter theilten ihm den Verdacht seiner Ankläger mit und legten ihm auf, sich davon zu reinigen. Da holte er den Gärtner und die Frau herbei, für welche er bisher gearbeitet hatte; und diese bezeugten, daß er seinen Unterhalt zur Nachtzeit sich durch Arbeiten verdiene. — Von diesem seltenen Eifer des Jüng- lings wurden die Richter gerührt und beschlossen einmüthig, ihn durch ein Geschenk zu belohnen. Sein Lehrer Zeno verbot ihm aber, dies Geschenk anzunehmen. 14. Die Fliege und die Biene. Zur Biene sprach die Fliege: „Geliebte Biene, sprich, wie kommt es, daß man dich auf keinem deiner Züge verfolgt und jagt, wie mich? Vor jeder Hand muß ich mein kleines Leben hüten. Du schwingst dich frei empor, holst ungestraft aus Blüthen den Honigseim hervor. Mir, streck' ich meinen Rüssel nach eines Armen Brod, nach eines Reichen Schüssel, mir droht sogleich der Tod. Ich glaube, könnt' ich stechen und mich so scharf, wie du, an meinen Feinden rächen, man ließe mich in Ruh'." — „Du irrst, versetzt die Biene, was noch weit sich'rer mich in Schutz nimmt, ist, daß ich durch Fleiß den Menschen diene." 15 Die Gottesmauer. Die Leute eines einsamen Bauernhofes waren während eines Krieges in großen Aengsten. Besonders war eine Nacht für sie sehr fürchterlich. Der Feind nahte sich der Gegend; der nächtliche Himmel war bald da, bald dort von Feuersbrünsten roth wie Blut. Zudem war es Winter und das Wetter sehr kalt und stürmisch. Die guten Leute waren keinen Augenblick sicher, ausgeplündert und jetzt, zur rauhesten Jahreszeit, von Haus und Hof verjagt zu werden. Großeltern, Eltern und Kinder blieben die ganze Nacht hindurch in der Stube bei ein- ander auf und beteten beständig. Die Großmutter las aus einem alten Gebetbuche vor. In einem „Gebete zur Zeit des Krieges" kamen die Worte vor: Eine Mauer um uns baue. Daß dem Feinde davor graue!

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 8

1854 - Münster : Aschendorff
8 Der junge Bauer, der andächtig zugehört hatte, meinte jedoch, das Aufführen einer Mauer sei gar zu viel von dem lieben Gott verlangt. Indeß ging die Nacht vorüber, ohne daß ein feindlicher Soldat in das Haus kam. Alle im Hause wunderten sich darüber. Als sie aber Morgens sich vor die Thüre wagten, siehe, da war gegen jene Seite hin, wo die Feinde standen, der Schnee von dem Winde hoch wie eine Mauer ausgethürmt, so daß man gar nicht hindurchkommen konnte. Alle lobten und priesen Gott. Die Großmutter aber sagte: „Seht, so hat Gott eine Mauer aufgeführt, die Feinde von unserer Wohnung abzuhalten. Ich bleibe dabei: Wer auf den lieben Gott vertraut. Der hat auf festen Grund gebaut." 16 Das Haus des Herrn. Ein Haus lieb' ich vor allen. Da weil' ich gar so gern. Es hat mein ^Wohlgefallen: Das ist das Haus des Herrn. Will Leid mein Herz zernagen. Bleibt alle Hoffnung fern. Wem soll die Noth ich klagen? Ich geh' zum Haus des Herrn. Wenn Dunkel mich umhüllet. Ich kenn' den Himmelsstern, Weiß, wo die Wahrheit quillet, Zch geh' zum Haus des Herrn. Wenn alle mich verlassen. Mein Gott hat mich doch gern. Sein Kind kann er nicht hassen. Ich flücht' ins Haus des Herrn. Ist siech und krank die Seele, Bleibt jeder Arzt mir fern. Ich werde sonder Fehle Gesund im Haus des Herrn. Du heil'ge, traute Stätte! In dir wählt' ich so gern Mein letztes Ruhebette, Entschlaf ich einst im Herrn. Du bist mir lieb vor allen. In dir weil' ich so gern. Du hast mein Wohlgefallen, Du Vaterhaus des Herrn! 1?. Die beiden Bettler. Die Fürstin von Gallitzin erzählt in ihren Tagebüchern Folgendes: „Ich begegnete auf der fliegenden Brücke bei Wesel einem alten, lahmen Invaliden. Er sprach mich um ein Al- mosen an. Ich gab ihm einen halben Gulden. Da sah ich,

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 9

1854 - Münster : Aschendorff
9 wie er freudig zu einem armen Blinden, der auf einer andern Bank saß, hinhinkte und die Gabe mit ihm theilte. Ich rief ihn zurück und fragte: Vater, ist der dein Bruder oder Ver- wandter? — „Nein," sagte er; „er war mein Kamerad im Kriege; nun ist er es als Krüppel. Er kann nicht betteln gehen, weil er nicht sieht; ich aber sehe; es ist also billig, daß ich auch für ihn Almosen sammle." — Wie gerne gab ich ihm nun ein Goldstück! Und wenn wir, die wir böse sind, so ergriffen werden vom Anblicke der Liebe und Treue, wie viel mehr wird es dann unserm Vater im Himmel gefallen, wenn er sieht, daß die Menschen einander lieben und brüderlich un- terstützen! Theile von dem Deinigen mit, so wirst du mehr empfangen!" 18. Froher Muth geht über Geld und Gut. Es war einmal ein armer Handwerksmann, ein Leinweber, der saß täglich schon in aller Frühe in seiner Werkstatt und arbeitete. Und wie er denn allezeit fröhlichen Muthes war, so sang er zum Zeitvertreib nebenbei manch schönes weltliches oder geistliches Liedlein, je nachdem es ihm just ums Herz war; und er hatte eine so klare und volle Stimme, daß die Nachbarn keines Haushahns bedurften, der sie aufweckte. Dies war aber eben dem reichen Kaufherrn nicht recht, der neben ihm wohnte; denn wenn der vor Mitternacht nicht schlafen konnte wegen Geldsorgen, so mußte er nach Mitternacht noch wach bleiben wegen des lästigen Singsangs des Nachbars. Er Lachte daher ernstlich darauf, dem Unfug ein Ende zu machen. Verbieten konnt' er's ihm nicht; denn das Singen gehört, wie das Beten und Arbeiten, zum Hausrecht, darin Niemand ge- stört werden kann. Also mußte er andere Mittel gebrauchen. Er ließ den Handwerker kommen, und fragte ihn, wie hoch er sein Singen anschlage? Der meinte, einen Tagelohn sei es sicherlich werth, da es ihm das Tagewerk selbst so leicht mache. Jener fragte weiter, wie viel das betrage? Der Weber ant- wortete: So und so viel, und es war doch nicht viel. Darauf sagte der Kaufherr, er wolle ihn einen Monat lang zum voraus bezahlen, nicht für das "Singen, sondern daß er still sei. Und er legte ihm das Geld wirklich hin. Der Leinweber dachte bei s

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 37

1854 - Münster : Aschendorff
37 50. Das arme Kind. Der Wald war dürr, der Weg war nass, Und einsam ging ein Mägdlein blass. Es schien kein Stern, kein Lied erklang, Und traurig war des Mägdleins Gang. Ihm war das Herz gar sorgenbang, Es weinte heiss und weinte lang. Nicht Lerche sang, noch Nachtigall, Der Wind nur pfiff mit lautem Schall. Und riss er leicht am Haselreis, Dann weint’ das Mägdlein still und leis; Und brach der Sturm die Eich’ entzwei, Dann weint’ das Mägdlein laut und frei. So kommt es hin zur Waldkapell’, Und knieet dort an heil’ger Stell’. Dem Kummer lässt es freien Lauf Und hebt die Hände schluchzend auf. „Mir ist, o Gott, so bang und yveh, Nur Leid und Leid ich vor mir seh’. Ach, gestern ging bei Kerzenschein Zu Grab der liebe Vater mein. Der Mutter Herz vor Gram zerbrach, Sie folgte heut dem Vater nach. Die Mutter gab mir Milch und Brod, Der Vater Kleider weiss und roth. Sie starben, ach, die Eltern mein, Nun bin ich armes Kind allein. Der Hunger drückt, der Wind ist kalt, Die Noth ist gross, mein Kleid ist alt. 0 reicher Christ vom Himmel du, 0 schenke deinem Kinde Ruh,“ So klagt’s und weint’s aus Herzensgrund, Bis stiller Schlaf ihm schloss den Mund. Da ward ihm leicht und wohl und süss, Als wär’s in Gottes Paradies. Ein Lied mit Flöt’ und Harf erklingt So lieblich, wie kein Vogel singt. Von vielen Lichtern, klar und hell, Erstrahlet rings die Waldkapell’;

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 11

1854 - Münster : Aschendorff
11 allein für den ganzen Leib beständig auf der Wache ste- hen, und für ihn sehen sollten. Und so sprachen auch alle übrigen Glieder des Leibes, und eines kündigte dem andern den Dienst auf. Allein was geschah ? — Da die Füsse nicht mehr gehen, die Hände nicht mehr arbeiten, der Mund nicht mehr essen, die Augen nicht mehr se- hen wollten: so fing der ganze Körper in all seinen Glie- dern an zu welken und abzusterben. Nun kamen sie zur Besinnung; sie erkannten ihre Thorheit und söhnten sich wieder aus. Es diente wieder ein Glied dem andern, und alle wurden auch wieder gesund und stark, wie sie es vorher gewesen waren. Die Eintracht baut das Haus , die Zwietracht reisst es nieder. Einigkeit, ein festes Band, hält zusammen Leut’ und Land. 20. Weihnachtssegen. Karl und Anna, zwei arme Kinder, saßen allein in der Stube und arbeiteten. Karl rechnete und Anna strickte. Auf einem Tische lag ihr Abendbrod, das ihre Mutter bereitet hatte. Die Kinder sollten es aber erst erhalten, wenn sie mit ihren Aufgaben fertig wären. Während ihrer Arbeit dachten sie zuweilen daran, wie gut ihnen heute das Abendbrod schmecken werde; denn es war besser als gewöhnlich, weil es heiliger Abend war. Die Mutter sammelte im nahen Wäldchen Holz, damit sie während der Weihnachtstagc nicht frieren müßten. Da klopfte es an der Thür. Sollte das die Mutter schon sein? fragte Anna. Karl aber sprang hurtig hinaus, und öffnete die Thür der alten Hütte. Da stand ein Kind, zitternd und blaß. Es hatte nichts als ein dünnes Nöckchen an, und sein Auge sah so bittend empor, als wollte es sagen: O nehmt mich auf! Ich bin hungrig und durstig und friere so sehr. Karl erbarmte sich, und führte das Kind herein in die Stube. Anna machte große Augen, als sie den fremden Gast kommen sah. Als sie aber dem Kinde ins Antlitz blickte, ward sie wunderbar ergriffen. Sie nahm cs bei der Hand, führte es zum Ofen, und legte rasch einige Reiser auf die Gluth. Willst du dein Honigbrod nicht essen, Karl? fragte sie, geschäftig hin und her laufend. Iß du doch das deine, sagte
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